Deutschland ist international für viel bekannt, nicht so sehr jedoch als Land der Kühe. Dabei beherbergt Deutschland knapp 4,2 Millionen Kühe, deren Lebensstandards sich durchaus unterscheiden. Die in der Vermarktung häufig aufgegriffene „Weidekuh“ die sich frei über die Gräser bewegt, gibt es zwar, doch verschleiert der Begriff oft mehr als er offenlegt.
Welche Formen der Tierhaltung es gibt, was Weidehaltung in Deutschland für Kühe bedeutet und welche Regelungen es für sie gibt, ist Thema dieses Beitrages.
Welche Arten der Tierhaltung gibt es für deutsche Kühe?
Besucht man landwirtschaftliche Unternehmen in den verschiedenen deutschen Bundesländern, wird man auf unterschiedliche Arten der Rinderhaltung treffen. Die folgenden Haltungsformen sind weitverbreitet und orientieren sich meist an der Beschaffenheit der Betriebe selbst. Daher kommt häufig eine Mischform zum Einsatz.
„Es leben knapp 25 Prozent der Milchkühe Deutschlands in nicht artgerechter Haltung.“
Anbindehaltung – Massentierhaltung von Kühen
Bei dieser Form der Haltung sind Kühe angebunden und befinden sich an einem festen Platz. Die Anbindung muss dabei so ausfallen, dass mindestens die Möglichkeit zu Essen, zu stehen und zu liegen jederzeit gegeben sind. Es ist eine Form der Massentierhaltung, die jede Spur von artgerechtem Leben missen lässt und stark von Tierschützern in die Kritik genommen wird. Obwohl der Anteil zunehmend sinkt, Leben knapp 25 Prozent der Milchkühe Deutschlands in nicht artgerechter Haltung.
Laufstallhaltung – der ausgewogene Mix für Milchkühe
Bei der Laufstallhaltung haben Rinder ganztägig die Möglichkeit sich frei zwischen Schlaf und Futterstelle zu bewegen.
Die Wohngemeinschaft für Kühe, so könnte man die Laufstallhaltung nennen, bei der die Tiere sich einen großen Stall teilen, in dem sie sich frei bewegen können. Essbereich und Liegeplatz sind voneinander getrennt und für alle Tiere gleichermaßen erreichbar. Der erforderliche soziale Kontakt zwischen den Kühen wird dadurch nicht unterbunden. Besteht die Möglichkeit einer Anbindung des Laufstalles an eine Weidefläche, profitieren die Tiere von zusätzlichem Auslauf.
Weidehaltung – so artgerecht, wie es für Nutztiere geht
Idealerweise überwiegt bei der Weidehaltung der Auslauf für die Kühe, der auf der Weide stattfindet. Hier nehmen Sie den Großteil ihrer Nahrung in Form von frischen Gräsern zu sich und werden zum Melken täglich in den Stall gebracht, wo auch Liegeplätze und zusätzliche Nahrung zur Verfügung stehen. Da eine ganzjährige Weidehaltung meist nicht möglich ist, praktizieren etwa 75 Prozent der deutschen Betriebe eine Mischform aus Laufstallhaltung und Weidehaltung.
Heumilch und Weidemilch von Kühen auf der Weide
Prospekte, Werbespots und Produktverpackungen vermitteln oft ein trügerisches Bild. Glückliche Tiere, die artgerecht gehalten, dafür sorgen, dass es uns an nichts fehlt. Begriffe wie Heumilch und Weidemilch ähneln einander zwar sehr, letztlich handelt es sich aber um ein Ausweichmanöver, um einen geschützten Begriff zu vermeiden. Wo liegen die Unterschiede und welche Regeln gelten nun wofür?
Heumilch – ein von der EU geschützter Begriff
Seit März 2016 ist der Begriff Heumilch EU-weit rechtlich geschützt. Er drückt aus, dass Heumilch von Kühen stammt, die bei der Fütterung frisches Grünlandfutter erhalten. Heu und Getreide sind hier die maßgeblichen Nahrungsquellen und der Verzicht auf Silage eine Grundvoraussetzung. Eine entsprechende EU-Kennzeichnung hierfür ist die Bezeichnung: „Garantiert traditionelle Spezialität“ (g.t.S.). Die Mindestkriterien für die Nutzung der g.t.S.-Kennzeichnung sind in der Durchführungsverordnung (EU) 2016/304 definiert.
Weidemilch – ein nicht geschützter Begriff ohne Richtlinien
Während der Begriff „Heumilch“ klar definiert ist, verhält es sich mit dem Ausdruck „Weidemilch“ gänzlich anders. Das Wort soll natürlich suggerieren, dass die Milchgebende Kuh ihr Leben auf der Weide verbringt. Da der Begriff aber weder geschützt noch geregelt ist, ist er lediglich ein Mittel aus der Marketingabteilung.
Übrigens: Der Begriff hat bereits zu rechtlichen Streitigkeiten geführt, bei denen eine gerichtliche Entscheidung immerhin folgende Gegebenheiten definiert hat, die das Vorliegen von „Weidehaltung“ erfüllen muss. Milch von Kühen, die mindestens 120 Tage im Jahr sechs Stunden auf der Weide verbringen, darf als Weidemilch vermarktet werden. Über verwendete Nahrung, Kontrollen oder auch Bedingungen für den Winter herrscht Unklarheit. So lässt der Begriff viel Spielraum und wird häufig zur Blendung von Konsumenten eingesetzt.
EU-Öko-Verordnung – Standards für die ökologische Lebensmittelproduktion
Seit 1991 erarbeitet die EU im Rahmen der EU-Öko-Verordnung Regeln und Richtlinien für die Produktion von Bio-Lebensmitteln. Dazu zählen Regelungen über deren Herstellung, Anforderungen an Import und Kontrolle der Lebensmittel sowie deren Kennzeichnung. Die EU-Öko-Verordnung gibt derzeit den höchsten Standard in der Bio Lebensmittelproduktion vor und gilt sowohl für pflanzliche als auch tierische Produkte.
Bis 01.01.2021 soll eine überarbeitete Fassung der EU-Öko-Verordnung vorliegen, die BIO-Verordnung. Diese muss ab 2021 von allen BIO-Kontrollstellen exekutiert werden. Sie dient aber nicht nur zur Sicherstellung der Produktqualität, sondern soll auch die Bedingungen in der Haltung auf höhere Standards anheben.
Das Leben eines Rindes als Nutztier
Rinder nehmen abhängig von ihrem Geschlecht zwei maßgebliche Rollen in der Landwirtschaft ein. Weibliche Kühe werden zur Erzeugung von Milch herangezogen und männliche zur Fleischproduktion.
Die Voraussetzung dafür, dass eine Kuh überhaupt regelmäßig Milch geben kann ist, dass sie jährlich kalbt. Daher werden sie meist künstlich befruchtet. Wirft eine Kuh ihr Kalb, werden diese innerhalb der ersten Tage voneinander getrennt, wobei das Kalb vorläufig in einer Kälberbox, auch Kälberiglu genannt, untergebracht wird. Die Kuh wird nach der Trennung wieder Teil der Milchkuhherde. Nach wenigen Wochen, spätestens 2 Monaten wird das Kalb der Jungtierherde zugeführt.
Männliche Kälber werden etwa 18–24 Monate gemästet, bis sie ihr Schlachtgewicht erreicht haben. Weibliche Kälber hingegen werden zu Milchkühen herangezogen. Die Lebenserwartung von Kühen beträgt etwa vier bis fünf Jahre und ist damit doppelt so hoch wie jene der männlichen Rinder.
Mutterkuhhaltung – die artgerechteste Form der Haltung
Nicht unerwähnt möchten wir die Mutterkuhhaltung lassen, die als eine besonders artgerechte Form der Fleischrinderhaltung gilt. Dabei bleiben Mutterkuh und Kalb bis zu 9 Monaten zusammen. Die Kuh wird dabei nicht gemolken und verbringt den Großteil dieser Zeit gemeinsam mit dem Kalb auf der Weide. Nach 10 Monaten wird das Jungrind für die Fleischproduktion herangezogen und die Mutter nach einer etwa einmonatigen Pause wieder befruchtet.
Produkte vom Rind als Teil einer gesunden Ernährung
Gerade im Sport- und Fitnessbereich dienen Fleisch und Milchprodukte als wesentliche Proteinquelle für den Muskelaufbau. Für uns von Orgainic war es selbstverständlich, ausschließlich auf regionale Milchprodukte zu setzen, bei denen die bestmögliche Tierhaltung garantiert ist.
Bewusst einzukaufen und die Herkunft sowie die Herstellung von Produkten genauer unter die Lupe zu nehmen, ist nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit, sondern auch eine Frage der Qualität deiner Nahrungsmittel und eine Möglichkeit deinen gesunden Lebensstil zu unterstützen. Tue dir, den Kühen und der Umwelt etwas Gutes und lege Wert auf hochwertige Produkte aus der Region.
Tipp: Wenn du mehr über gesunde Ernährung erfahren möchtest, lies auch unseren Artikel „Schluss mit Zusatzstoffen in Lebensmitteln – Zeit zum Wohlfühlen.“
Coverbild von Nietjuh